Kunst & Literatur in der ezidischen Diaspora

Ezidische Künstlerinnen und Künstler heute benutzen Sprachbilder, gemalte, gezeichnete, fotografierte, plastische Bilder zum Selbstausdruck und zum Übermitteln ihrer Botschaft. Zentraler Gegenstand dieser Kunst und auch Literatur ist die ezidische Erinnerungskultur in all ihren Facetten und Bezügen zur ezidischen Geschichte, Kultur und Gesellschaft. Daneben beschäftigen sich ezidische Künstlerinnen und Künstler sowie Literaten mit
der gegenwärtigen Lebenssituation und den vielfältigen Herausforderungen von Eziden in der Diaspora und ihren angestammten Heimatländern.

Der letzte, noch anhaltende Genozid an den Eziden seit dem 3. August 2014 hat die ezidische Gemeinschaft weltweit massiv erschüttert. Dieser sogenannte Shingal-Genozid hat noch größere Folgen nach sich gezogen als der Exodus der Eziden aus den anderen ursprünglichen Heimatstaaten des Nahen Ostens der vergangenen Jahrzehnte. Der Genozid hat die Eziden in ihrem Selbstverständnis nachhaltig erschüttert und ihre Identität und die Diskurse darüber deutlich geprägt. Die Folgen dieses Genozids werden von der ezidischen Kunst aufgegriffen und verarbeitet.

Künstlerinnen und Künstler der Gegenwart möchten mit ihrer Kunst die Geschichte ihres Volkes darstellen, ezidische Leiden visuell nachvollziehbar machen und damit ihre Umwelt zum Nachdenken bewegen und zum aufbauenden Handeln anregen; sie möchten Brücken zwischen den Ursprungsstaaten und den Diaspora-Staaten und ihren Kulturen bauen; sie möchten auch mithilfe ihrer Kunst einen Beitrag zur Integration in die Mehrheitsgesellschaft leisten; schließlich möchten sie auch den humanistischen Wertekompass sowie die lebensbejahenden und Hoffnung spendenden Facetten des Ezidentums darstellen.