Heilige Stätten

Im Ezidentum gibt es keine besonderen Kult- oder Gebetsorte ...

… wie Kirchen, Moscheen oder Synagogen. Als heilig gilt jedoch das Tal Lalish, das etwa 60 km nördlich von Mosul in der Region Sheikhan im Nordirak liegt und das wichtigste religiöse Zentrum der ezidischen Gemeinschaft markiert. Alljährlich finden dort religiöse Feste und Zeremonien statt und nach Möglichkeit unternehmen alle Eziden Pilgerfahrten in das Tal. Mehrere Heiligtümer und etwa 150 Grabstätten sind im Lalish-Tal ezidischen Heiligen gewidmet.

In Lalish existieren zwei als heilig geltende Quellen, Kaniya Sipî (Weiße Quelle) und Kaniya Zemzem (Zemzem-Quelle) sowie die Pîra Silat (Silat-Brücke), welche den sakralen vom profanen Bereich des Heiligtums trennt. Pilger sollen sich vor Betreten der Brücke die Hände, das Gesicht und den Nacken waschen, ihre Schuhe ausziehen und dann die Brücke drei Mal überqueren, damit sie von allen Sünden befreit werden, bevor sie das Heiligtum betreten.

Zentrale Bedeutung hat das Heiligtum Sheikh Adis, von dem die Eziden annehmen, dass sie es seit seinem Bestehen nutzen. Andere sind der Ansicht, dass es vor der Nutzung durch die Eziden eine nestorianische Kirche gewesen sei, was die Architektur nahelegen soll. Vermutet wird zum Teil auch die ursprüngliche Verwendung als Mit(h)ra-Tempel, da die Stätte auf einer Wasserquelle errichtet wurde. Über der Grabstätte Sheikh Adis erheben sich zwei große Kuppeln (qube). Eine dritte kleinere Kuppel befindet sich über dem Grab Sheikh Obekrs, das ebenfalls zum Sheikh Adi-Heiligtum gehört. Das Grab Şêşims wird von einer großen Kuppel überragt und befindet sich in der Nähe des Heiligtums Sheikh Adis. Vor dem Heiligtum Sheikh Adis befindet sich der sogenannte „Bazar der mystischen Kenntnis“ (Sûqa Me`rifetê), ein großer Platz, an dem sich die Pilger während der Feste aufhalten und feiern.

Eziden kennen zwar keine Gebetsorte, allerdings gibt es Schreine (ziyarets), die Gebetsstätten dar- stellen und zahlreich in von Eziden bewohnten Gebieten, auch in Syrien, Georgien und vor allem in Armenien, gebaut wurden und in ihrer Bauweise meist den Lalish-Kuppeln ähneln. Auch die ezidischen Gemeindehäuser in Deutschland, wie in Bergen, Celle, Oldenburg oder Bielefeld, haben La- lish-Kuppeln aufgestellt.