Eziden glauben an einen Gott (Xwedê), den Schöpfer des Universums, der Quelle von Güte und Glück ist. Nach der ezidischen Kosmogonie hat Gott die Welt in der „embryonischen“ Form einer weißen, makellosen Perle erschaffen. Gott vertraut die Perle zunächst einem Vogel namens „Anfar“ an, der sie fortan 40.000 Jahre lang auf seinem Rücken trägt. Gott erschafft dann aus seinem Licht (nûr) sieben Engel und erbringt ein Stieropfer, bevor er die weiße Perle, die den geistigen Urzustand symbolisiert, zerplatzen lässt und aus ihren Trümmern die Bestandteile der Welt formt. Die Engel beauftragt Gott mit der weiteren Schöpfung auf der Erde sowie der Verwaltung der selbigen. Die Engel gelten als die „Sieben Mysterien“ (heft sirr) und fungieren fortan als Mittler zwischen Gott und den Eziden bzw. als Statthalter Gottes auf Erden. Der Anführer dieser göttlichen Siebenschaft ist Tausi Melek, der Engel Pfau, der von den Eziden besonders verehrt wird.
In der ezidischen Religion ist Gott ein „deus otiosus“, also ein Schöpfergott, der die Welt zwar erschaffen hat, sich aber von weiteren Detailregelungen seiner Schöpfung fernhält und sie an andere, hier die Engel, delegiert. Er mischt sich in weltliche Angelegenheiten und das menschliche Schicksal nicht ein. Deswegen wird Gott bei den Eziden in der Regel auch nicht selbst angerufen, sondern die von ihm aus seinem Licht erschaffenen Engel.
Eziden haben die Vorstellung, dass Adam ihren Stamm- vater, Shehîd bin Jerr, aus einem mit dem Schweiß seiner Stirn gefüllten Krug zeugte, während alle anderen 72 Völker von den Kindern Adams und Evas abstammen. Eziden begreifen ihre Religion daher als die älteste der Menschheit. Dies dient ihnen gleichzeitig als Rechtfertigung für das Endogamiegebot, das ihnen die Heirat mit Andersgläubigen untersagt.
